Schnupperkurs Ecole de Légèreté 2017

Mit Welsh-Ponys und Cobs vom Weidenhof, Gestüt Silvanus, ein Projekt, unterstützt durch den APPEL

Im Verein der Pony- und Pferdsportfreunde Weidenhof e.V. in Beselich-Schupbach gibt es immer mehr Kinder und Jugendliche, die nach dem Ausbildungsplan der Ecole de Légèreté reiten. Andrea Walz und Irene Boss als lizenzierte Ausbilderinnen geben hier seit Jahren Schnupperkurse. Geritten wird auf meinen Schulpferden, den Welsh-Ponys und Cobs, die alle seit einigen Jahren nach den Grundsätzen der Ecole de Légèreté gearbeitet werden. Um die Kurse für die Eltern finanzierbar zu machen, verzichtete ich bisher nahezu auf eine Ausleihgebühr für meine Schulpferde bei solchen Lehrgängen. Aber 2016 bat ich im April in Pegestorf auf der Mitgliederversammlung des Fördervereins APPEL( Association pour la Promotion de Légèreté), in dem ich selber Mitglied bin, um die Bezuschussung für so ein Projekt, damit die Jugend unterstützt wird, denn es besteht sonst kaum
die Möglichkeit für Reitanfänger die Philosophie der EdL kennenzulernen, wenn man kein eigenes Pferd besitzt. Die Idee kam bei allen Mitgliedern und dem Vorstand des APPEL sehr gut an und so wurde ein Zuschuss für das ausgeschriebene Projekt am 2. und 3 Juli2016 bewilligt. 
Damit bei diesem Lehrgang alle angesprochen werden, also Reiter und Zuschauer, hatte ich die Idee,
statt eines theoretischen Vortrags, Workshops zu den Ausbildungsphasen der EdL anzubieten.

 

Durch die Arbeit im Workshop zu den einzelnen Themen des Ausbildungsplans müssen sich die TN selber Gedanken machen und lernen so miteinander in ihrer „Sprache“ , die entsprechenden Begriffe zu erklären und durch praktische Übungen richtig zu begreifen und zu erfahren, was später durch die bildhaften Vergleiche wiederum auch beim Reiten besser in Erinnerung gerufen werden kann. Auch die bildliche Darstellung durch Bastelarbeiten in Form von Collagen prägt sich nicht nur bei Kindern besser ein, als ein nur verbaler Vortrag. 

Während der Schnupperreitstunde wird dem TN altersgerecht und entsprechend seines reiterlichen Ausbildungsstandes durch die lizensierte Ausbilderin Andrea Walz das Grundprinzip der EdL vermittelt und aufgezeigt, wie der Ausbildungsplan in der Praxis umgesetzt wird. Begonnen wird immer vom Boden aus mit Abkau- und Biegeübungen, die danach auch nochmals vom Sattel aus im Halten durchgeführt werden, um dem Reiter zu zeigen, wie er sein Pferd im Maul mobilisieren und fein an der Hand führen kann. Wichtig ist dabei die Vermittlung der richtigen Zügelführung, die immer nach oben in die Maulwinkel einwirkt oder als seitwärts weisender Zügel, sowie das Prinzip: „Hand ohne Bein und Bein ohne Hand“. Die Herstellung eines guten, aber feinen Kontaktes zwischen Reiterhand und Pferdemaul durch „Demi Arrêt“ stehen am Anfang im Mittelpunkt der aus Ausbildung für den Reiter, der lernen muss, dass sein Pferd sich weder einrollen, noch auf dem Zügel stützen oder auf der Vorhand gehen darf, sondern sich ohne Zwangsmittel frei selber tragen muss. Anschließend erfolgen die Biegungen im Schritt auf verschiedenen gebogenen Linien, je nach Ausbildungsstand auch in Konterstellung und danach auch in den weiteren Gangarten, um dem Reiter weitere gymnastizierende Methoden aufzuzeigen. Auch die Erarbeitung der richtigen Dehnungshaltung nimmt hier einen wichtigen Stellenwert ein, um dem Reiter zu lehren, seinem Pferd immer wieder die Gelegenheit zur Entspannung zu bieten, welche ihm auch zwischendurch in kurzen Pausen im Halten geboten werden sollte. Schulterherein und weitere Seitengänge können im Schritt und Trab bei entsprechenden Vorkenntnissen erarbeitet werden, um dem TN Möglichkeiten zum Geraderichten seines Pferdes aufzuzeigen, wobei hier beim Reiter speziell auf den richtigen Sitz
in die Bewegungsrichtung geachtet werden muss.

Die Teilnehmer wurden in 4 Workshop-Gruppen zu den Phasen des Ausbildungsplans aufgeteilt. Sie hatten die Aufgaben jeweils zu der Phase praktische Übungen oder Beispiele aus dem alltäglichen Leben herauszusuchen, sowie eine Collage zu erstellen. Während ich diese Workshops anleitete und bei anstehenden Fragen unterstützend half, gab Andrea Walz
Einzelunterricht auf den Schulponys vom Weidenhof.

Insgesamt ritten 15 TN, jeweils 45 Minuten an den zwei Tagen, 5 weitere TN waren nur Zuschauer und nahmen an dem Workshop teil. Anfangs taten sich einige der erwachsenen Teilnehmer etwas schwer, sich zu den entsprechenden Aufgaben
Gedanken zu machen, da sie gehofft hatten mit bloßem Zuschauen ein einfaches Los zu ziehen, als sie aber beobachteten, mit
welchem Elan die Kinder und Jugendlichen an die gestellten Aufgaben herangingen, sprang der Funke über. Manch TN stellte
nun begeistert fest, dass Theorie auch Spaß machen kann und er jetzt endlich Sachlagen verstand, die ihm sonst wie ein Buch mit Sieben Siegeln vorgekommen waren.

Die Workshopgruppe : „Respekt vor dem Pferd“ demonstriert sehr eindrucksvoll mit einem Löffel im Mund, wie die Trense beim Pferd im Maul wirkt, wenn der Reiter am Zügel nach hinten einwirkt.

Zum Thema:“ Leichtigkeit an der Hand“: zeigen die Kinder fantasievoll den Unterschied von einer leichten und einer rückwärtsziehenden Hand: Wie ein Pferd mit natürlicher Kopfhaltung nach oben schauen kann und ein eingerolltes Pferd nur nach unten in den Sand sehen darf und sich gegen den Zügel wert.

Um das Vorwärts-abwärts allen klar zu machen, ließ die Gruppe von allen TN die Yoga-Übung:
“Hund schaut zur Erde“ ausführen. Dabei wurde so manchem TN klar, dass auch er an seiner körperlichen Fitness etwas arbeiten sollte, um entsprechende Muskeln besser dehnen zu können.

Einem Pferd die richtige Dehnungshaltung beizubringen ist nicht so schwierig, wenn es den richtigen Zügelkontakt halten kann. Nimmt es diesen nicht sofort an, zeigt der Reiter ihm dieses mit einem „Aktion-Reaktion“, indem er den Zügel nach obenhin anspannt und leicht mit den Fingern vibriert, bis das Pferd im Maul nachgibt und langsam nach vorwärts-abwärts in die Dehnung geht, dabei begleitet der Reiter das Pferd mit den Zügelhänden und lässt die Dehnung zu, ohne den Kontakt zu verlieren In der Biegung, auf einer Zirkellinie kann der Reiter es auch mit einem seitwärtsweisenden Zügel, in dem er seinen Arm und die Zügelhand zur Seite hin öffnet, dehnen lassen. Dabei sollte der Reiter immer darauf achten, dass das Pferd sich nicht auf dem Zügel abstützt und auch nicht hinter den Zügel verkriecht , sondern dann sofort mit munteren nach oben zupfenden Bewegungen auffordern, den leichten Kontakt zu halten, also mit einem Demi Arrêt. Die Dehnungshaltung ist für ein Pferd zur Entspannung sehr wichtig, erklärt Andrea Walz und der Reiter sollte in der Lage sein, sein Pferd zu jeder Zeit in diese Vorwärts-Abwärts-Dehnung schicken zu können.

Workshop-Gruppe: „ Mobilität“ zeigt anschaulich im griechischem Tanz das Überkreuzen der Beine, sowie die Gewichtsverlagerung in Richtung der Tanzbewegung, um darzustellen, in welche Richtung der Reiter beim Schulterherein sitzen muss. Wie man sieht, hatten alle ihren Spaß, denn auch Schulterherein macht Freude. Fiona übt mit Threeoakland´s Kate das Abwenden in Konterstellung, einer Vorübung für das Schulterherein, da hier bereits die Schultern des Pferdes mobilisiert werden. Die Reiterhände werden dabei parallel in die Richtung verschoben, in die der Reiter sich bewegt.

Beim Schulterherein sitzt der Reiter bei der EdL immer in Bewegungsrichtung, d.h. auf dem Zirkel nach innen, auf der
Geraden nach außen. Der Sitz in der richtigen Bewegung ist, so erklärt Andrea Walz, sehr wichtig, weil das Pferd immer dem
Schwerpunkt des Reitergewichts folgt. So können bestimmte Lektionen nur korrekt geritten werden, wenn der Reiter auch
die entsprechend richtige Gewichtshilfe gibt. Um im Sitz besser in der Balance zu bleiben, soll Yuva zum Beispiel auf dem Vereinsschulpony, der Lewitzer-Stute Wallis, mit einer Hand reiten, als würde sie einen großen Ball transportieren. Die Schultern des Reiters sollen immer parallel zu denen des Pferdes sein.

Andrea Walz geht beim Unterrichten auf jedes Pferd und jeden Reiter individuell ein, egal aus welcher Reitweise er kommt und korrigiert bei jedem Haltungs- und Sitzfehler.
So wird zum Beispiel Daniela mit einer waagerecht gehaltenen Gerte gezeigt, wie sie auf ihrem Warmblut Wallach Raul aufrechter sitzen und die Hände gleichmäßig breit vor sich tragen kann, um einen besseren Zügelkontakt zu bekommen. 

Am Sonntag sind alle Collagen mit den 4 Phasen zum Ausbildungsplan fertiggestellt. Alle Gruppen haben ihre Themen mit vielen lustigen Einlagen und verständlichen Erklärungen vorgestellt.

Die jüngeren Teilnehmer, wie Nils, Fiona und Jana sind begeistert, Theorie kann richtig Spaß machen!

Es hat sich gelohnt, alle 20 TN haben viel gelernt und danken dem APPEL für die finanzielle Unterstützung dieses Projekts. Der Dank gilt auch Andrea Walz, die einen sehr einfühlsamen, individuellen und verständlichen Unterricht erteilt hat, sowie den Welsh-Ponys und weiteren Schulpferden vom Weidenhof, die allesamt brav und geduldig mitgemacht haben. Und natürlich
Michale Sobotta, der zwei Tage lang alle mit köstlichen Speisen verwöhnte. Als Projektleiterin schließe ich mich den dankenden Worten der Teilnehmer an, es war wirklich ein konstruktives Seminar mit vielen guten Beiträgen und auch lustigen Ideen von Seiten der Schüler und Studenten, die auf dies Weise die Philosophie der Légèreté wirklich kennenlernen und begreifen
lernen durften. Gerne wollen wir dieses auch in Zukunft weiterhin anbieten, damit auch Reiter ohne eigenes Pferd in dieser Reitweise geschult werden können.

Weidenhof-Schupbach © 2023

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