Kooperation zwischen dem Verein: Pony-und Pferdesportfreunde e.V. und der Grundschule Beselich
An der Grundschule Beselich gibt es nachmittags verschiedene Aktivitäten, wie Spiele oder von Vereinen Sport, der in der Turnhalle angeboten wird. So kamen wir vom Verein der Pony-und Pferdesportfreunde auch auf die Idee, diesen Kindern das Reiten, als eine AG in der Schule, anzubieten, da sie sonst nie die Gelegenheit haben, zu uns auf den Weidenhof zu kommen.
Die Motopädagogin und Grundschullehrerin Frau Jung-König organisierte den Fahrdienst und so kamen die 8 Kinder aus dem 2. Schuljahr alle 14 Tage zu 15.30h bis 17.00h auf den Hof nach Schupbach zum Reiten und dem Erlernen vom Umgang und der Pflege des Ponys. Neben der Lehrerin unterstützte noch ein Vereinsmitglied (Erzieherin in der Ausbildung )die AG-Kinder, so dass wir mit mir als Trainerin drei Erwachsene waren.
Die Mädchen waren von Beginn an alle Pferdebegeistert, die drei Jungs waren eher zurückhaltender mit ihren Äußerungen, bei den ersten Einführungen und der Information, wie man mit einem Pony umgehen sollte und auf was man bei dem Pferd, als Fluchttier, zu beachten hätte.
Beim Striegeln der Welsh-Mountain-Ponys zeigten dann doch die meisten der Kinder großen Respekt und einige Mädchen weinten sogar auch vor Angst, als die Mütter sich verabschiedeten, was sich aber im Laufe der Zeit besserte. Bald hatten die Kinder heraus, wie man die einzelnen Bürsten benutzt und halfen sich gegenseitig, wenn eines mal nicht so gut zu Recht kam, die anfänglichen Ängste wurden überwunden und sogar die ganz schüchternen trauten sich nun Kontakt mit dem Pferd aufzunehmen. Viele staunten, wie weich das Fell ist und dass die Ponys doch so artig und ruhig stehen und es genießen, gebürstet zu werden. Einige mussten erst lernen, dass man an unterschiedlichen Körperteilen, mit unterschiedlichem Druck und immer in Fellrichtung bürsten muss. Durch die Versorgung der Ponys lernten die Kinder Verantwortung zu tragen, für ein anderes Lebewesen, aber auch Disziplin und den Ablauf des Striegels und Sattels mit all den benötigten Gegenständen bis zum Reiten auf dem Pony, gut zu organisieren.
Stets werden 2 Kinder für ein Pony eingeteilt, so dass immer ein Kind das Pony führt und das andere in dem Moment reitet. So wird das Gemeinschafsgefühl gestärkt, man arbeitet im Team und trägt Verantwortung für den anderen. Interessanter Weise fanden dadurch auch Kinder freundschaftlich zu einander, die sonst eher am Rande standen und wenig Kontakt mit anderen Kindern hatten.
Auch das Führen musste vorerst geübt werden, hierbei hatten einige Kinder zu Beginn auch große Schwierigkeiten, ein Pony in der Halle auf einem Hufschlag immer an der Wand entlang zu führen, ohne selber dabei zu stolpern oder vom Weg ab zukommen, was eine gewisse Koordination, Raumempfinden, Rhytmusgefühl und Geschicklichkeit abverlangt. Nach einiger Zeit klappten dann auch schon schwierigere Bahnfiguren, wie Zirkel oder das Wechseln aus dem Zirkel.
Das Reiten selber gefiel dann allen immer sehr gut und die entsprechenden Übungen klappten von Mal zu Mal besser. Die Übungen(teilweise aus dem Voltigieren oder aus dem Reiten im Gesundheitssport entnommen) stellten für manch Kind große Anforderungen an die Koordination, das eigene Körpergefühl, die muskuläre Körperspannung, eine gewisse Kondition, sowie die Balance und erforderte auch Mut und Vertrauen. Es zeigte aber wiederum sehr deutlich, wie die Kinder reiften und das eigene Selbstwertgefühl wuchs. Am Ende des Halbjahres konnten einige schon sehr gut auf dem geführten Pony leichttraben und im richtigen Rhythmus mitgehen. Die größten Probleme machte dann immer das Aufsitzen mit dem neuen Einstellen der Steigbügel beim Pferdewechsel und den entsprechenden neuen Verschnallen der Reithelme, was sehr zeitaufwendig ist.
Wenn die Witterung es zu ließ sind wir mit den Kindern auch im Gelände mit den Ponys unterwegs gewesen, was den Kindern besonders gut gefiel “das Reiten ohne Zaun ist echt geil!“ Hier wurde der Gleichgewichtssinn und die Balance sehr gut gefördert, denn im Westerwald geht es ständig bergauf und ab.
Zwei Kinder haben wohl besonders von der Reit-AG profitiert.
Ein türkischstämmiger Junge, der noch sehr große Sprachprobleme und eine Sehstörungen hatte und dadurch auch eine ganze Reihe andere Probleme und Hemmungen mitbrachte, kannte sich nun aber durch das halbe Jahr Reiten in der Vorklasse mit der Reit-AG( die unser Verein seit einigen Jahren auch anbietet) schon sehr gut mit den Ponys hier aus und konnte endlich auch einmal den anderen Kindern etwas zeigen, was diese noch nicht konnten und wussten. Er begann von sich aus zu reden und gab kurze Erklärungen ab, sprang mutig dazu, wenn mal ein Pony bei einem anderen Kind nicht so richtig auf dem Weg gehen wollte oder hielt ängstliche Kinder beim Reiten mit fest. Und das Beste, der Junge, der sonst immer traurig aussieht, ist bei den Pferden oft am Lachen und Strahlen!
Der andere Junge leidet von Geburt an einer Epilepsie, die zwar medikamentös recht gut eingestellt ist, aber er ist sehr verängstigt, klammert sich noch sehr an seiner Mutter fest bei allem Neuen und traut sich kaum etwas zu. Er konnte zu Beginn keinen Blickkontakt halten, redet nicht, sondern weinte nur und war in Panik, wenn man etwas von ihm verlangte. Er weigert sich zu Beginn überhaupt nur ein Pony zu berühren. Nach einigen Malen streichelt er dann das erste Mal ein Pony und ging mit der Lehrerin neben einem Pony beim Führen neben her. Schließlich traut er sich auch ein Pferd zu striegeln und den Strick beim Führen selber zu halten. Nach dem 4. Mal konnte man ihn überreden, auch aufs Pony auf zu sitze und eine Zeit zu reiten, wenn ihn auf jeder Seite eine Person festhält. Er war anfangs noch sehr verkrampft, aber es wurde von Mal zu Mal besser, so dass er nun auch schon die Arme zu bestimmten Übungen vom Körper weg strecken kann, ohne sich festhalten zu müssen. Inzwischen kann er auch seine Wünsche verbal äußern und hält mit seinem Gegenüber beim Reden Blickkontakt. Die Panikattacken werden immer seltener. Die Mutter war sehr begeistert über diese Wandlung ihres Sohnes und die positiven Erlebnisse, die er hier mit den Ponys und den anderen Kindern erfahren durfte.
Wir denken, dass es sich bei allen Kindern gelohnt hat und alle viel gelernt haben und ihren Spaß dabei hatten, aber die oben genannten Beispiele der zwei Kinder zeigt wieder einmal, wie viel der Kontakt zum Pferd und das Reiten schon im Schulsport als Therapie und Heilungsverfahren bewirken können.
Gabriele Sobotta(Trainer C Reiten, Trainer in der Prävention RGS)
Isolde Jung-König( Motopädagogin, Grundschullehrerin der Vorklasse)