Bericht zum Projekt Légèreté für Schüler und Studenten

Bericht zum Projekt Légèreté für Schüler und Studenten 2017
Mit Schulponys vom Weidenhof in Beselich-Schupbach unter Leitung von Gabriele Sobotta und Andrea Walz (lizens. Ausbilderin der EdL)
(Fotos von C. Pfenning und V. Brandt)

Am Samstag, den 1.Juli 2017 trafen die 16 Teilnehmer des Kurses um 8.00h auf dem Weidenhof in Beselich-Schupbach ein. Erfreulicherweise waren wieder einige neue interessierte Studentinnnen dazu gekommen, die bisher nach der konventionellen Reitweise geritten sind und nun die Edl kennen lernen wollten. Es waren auch viele 10 bis 12 jährige Schüler des Vereins gekommen, die mehr über diese Reitweise erfahren wollten. Nach einer kurzen Vorstellung und Information über die Ecole de Légèreté, ihren Gründer, Philippe Karl und den Förderverein APPEL, durch Andrea Walz, gab es ein Brainstorming zum Thema dieses Kurses:
Demi Arrêt und Arrêt, bei Übergängen und Lektionen
Anschließend wurden die TN von Gabriele Sobotta in die 4 Workshop-Gruppen eingeteilt:

  1.  Die Biomechanik des Pferdes
  2. Die Biomechanik des Menschen
  3.  Zügelführung und Hand-Technik beim Demi Arrêt und Arrêt
  4. Vergleiche zwischen Demi Arrêt u. Arrêt mit der halben und ganzen Parade bei der FN-Reitweise

Larissa auf Silvanus Charity bei der Flexionierung.

Die Gruppen erhielten den Arbeitsauftrag gemäß ihrer Themen praktische Beispiele aus dem Alltag und bei der Beobachtung von Pferden auszuarbeiten, um diese später im Plenum vorstellen zu können. Außerdem sollte jede Gruppe ihre Arbeit in Form einer Collage festhalten.
Neben diversen Bastelmaterialien erhielten die TN auch verschiedene Medien, wie Pferdejournale und Kataloge zum Ausschneiden, aber vor allem informative Fachliteratur oder DVD´s, wie diese zu dem Thema z.B. von G. Heuschmann: „ Stimmen der Pferde“ oder einige seiner Bücher:“ Finger in der Wunde“ und “ Mein Pony hat die Nase vorne“. Außerdem verschiedene Dressurstudien-Hefte, und die Bücher: „Fit für´s Pferd“ von Heipert-Hengst und “Wenn Erwachsenen in den Sattel wollen“ von E. Prockl. Von A. Beran lagen die DVD´s „Die feine Dressur“ aus und von Philippe Karl das Buch: „Irrwege der modernen Dressur“, so wie die dazugehörigen DVD´s Klassische Dressur Teil 1-4 u. Die Schule der Légèreté. Von der FN lagen die Bücher der Richtlinien aus.
Beim Reitunterricht kamen die Weidenhof- Schulponys, 2 Welsh-Mountains, 1 Welsh C und 4 Welsh-Cobs zum Einsatz.

Yuva und Threeoakland Kate bei Abkau- und Biegeübungen vom Boden.

Während die ersten Reiterinnen unter Andrea Walz ihren Unterricht erhielten, konnten die TN zusehen, oder bereits mit ihren Workshop Aufgaben beginnen. Leider war es draußen sehr regnerisch, so dass nur in der kleinen Halle geritten werden konnte, aber das tat der Stimmung keinen Abbruch.
Andrea zeigte den TN die genaue Handhaltung bei den Abkau- und Biegeübungen oder beim Flexionieren des Halses des Pferdes vom Boden oder von Oben. Gerade Übergänge korrekt zu reiten ist gar nicht so einfach, was man aber hier in der kleinen Halle sehr gut üben konnte. Schon beim Anreiten muss ein guter Zügelkontakt bestehen und die Hand dann weich mit der Bewegung des Pferdes mitgehen.

Workshop-Gruppe 1 demonstriert in einer Partnerübung mit Vor- und Hinterhand die Bewegung des Pferdes.

Wieder stellte man fest, dass es zwar sehr einfach aussieht, aber man doch erst das richtige Gefühl dafür entwickeln muss, um genau zu spüren, wann man den Zügel wieder nachgeben darf, ohne Aufgabe des Kontaktes.
Die erste Workshop-Gruppe zeigte nun den Teilnehmern in einer lustigen Partnerübung, wie das Pferd sich durch eine Körperverschiebung nach vorne aus dem Gelichgewicht bringt und dadurch automatisch einen Schritt nach vorne gehen muss und die Hinterhand mitnimmt. Anschließend wurden auch noch an einem longierten Pferd die Bewegungen und die Gangabläufe demonstriert und deutlich gemacht. Im Reiterstübchen wurden später noch Ausschnitte aus dem Video:“ Stimmen der Pferde“ von G. Heuschmann gezeigt. Die jüngeren TN bastelten bis zum Sonntag eine sehr eindrucksvolle Collage, bei der sie besonders darauf hinwiesen, dass die Hyperflexion des Pferdehalses falsch ist und das Pferd eher mit der Nase vor der Senkrechten laufen muss. Kinder haben ein sehr feines Gespür und merken sofort, wann es dem Pferd nicht mehr gut geht.

Auch die korrekte Dehnungshaltung wurde während der Reitstunden immer wieder geübt. Dabei zeigte Andrea dieses Mal eine noch feinere Technik, bei der nur die Daumen die Zügel nach obenhin festhalten, als würden sie vorsichtig in ein Eidotter drücken, während die Finger sich öffnen und die Hände dem Pferdemaul folgen, sobald dieses nach vorne und abwärts geht. Diese Methode benötigt besonders viel Gefühl, vor allem dann, wenn das Pferd sich dabei auch noch auf einer gebogenen Linie bewegen sollte, was bei einigen Reiter-Ponypaaren aber durchaus schon recht gut klappte.

Auch die 2. Workshop-Gruppe demonstrierte in der Reithalle den menschlichen Gang durch Bewegungs- und Balance- Spiele und stelle viele Übungen vor, die der Reiter als Fitnessprogramm vor dem Reiten öfter trainieren sollte.

Lucie reitet Silvanus Fabula mit der Nase vor der Senkrechten mit gutem Zügel-Kontakt.

Collage der 2. Workshop-Gruppe

In der Kaffee oder Mittagspausen gab es wie immer sehr leckeres Essen, zubereitet und gekocht vom Hausherren, Michael Sobotta. Teilweise wurde sogar noch während des Essens gefachsimpelt, aber die jüngeren TN nutzten die Pause zum Pferdspielen und tobten sich in der Halle aus.
Um 15.00h ging es sofort mit dem Programm weiter, die nächste Reiterin hatte sich in der Halle bereits eingefunden, denn es regnete leider weiterhin.
Ein oder mehrere Demi Arrêt müssen bei allen Übergängen auch zur Einleitung von Lektionen gegeben werden, wie z.B. für das Schulterherrein. Beim Demi Arrêt von Übergängen von einer schnelleren zur langsamen Gangart werden die Hände mit den Fingernägeln nach oben gedreht und leicht angehoben und wieder sinken gelasssen. Dabei verlagert der Reiter auch sein Gewicht etwas nach Hinten und kippt dabei sein Becken ab. Die Schenkel bleiben dabei passiv am Pferdekörper hängen. Bei den Seitengängen muss der Reiter immer in die Bewegungsrichtung sitzen und sich in der Hüfte drehen, weil auch die Schultern immer parallel zu denen des Pferdes liegen sollten, wie Andrea immer wieder erklärte.

Mit dem Thema Zügelhilfen zeigte die 3. Workshop-Gruppe mit Zaumzeugen und Trensen für jeden Teilnehmer zum Ausprobieren die Wirkung des Gebisses im Pferdemaul, wenn der Reiter die Zügel anhebt, nachgibt oder seitlich einsetzt oder aggressiv nach unten drückt, was man sehr gut schon mit den Händen um eine Mundstück fühlen kann. Es ist immer wieder interessant, wie fantasiereich gerade die Kinder die Theorie umsetzten. Das Collagenbild der Gruppe stellt die verschiedenen Zügelhilfen dar.

Am Sonntag ging es in der Theorie mit der 4. Gruppe um den Vergleich zwischen den halben und ganzen Paraden nach der FN-Reitweise und dem Demi Arrêt und Arrêt nach der Reitweise der EdL. Dazu spielte die Gruppe ein Rollenspiel vor, bei dem sich 4 Reiterinnen über die verschiedenen Methoden unterhalten und dabei die Unterschiede aufzeigen. Wichtigster Unterschied ist wohl die Einwirkung der Zügel nach oben in die Lefzen und nicht auf die Zunge und die Trennung der Schenkelhilfen von den Zügelhilfen bei der EdL, wie schon der französische Reitmeister Baucher den Satz prägte: „Hand ohne Bein, Bein ohne Hand.“ Was bei allen TN als sehr logisch aufgefasst wurde, da man auch nie beim Auto oder Radfahren Gas geben, beziehungsweise in die Pedalen treten würde und gleichzeitig bremsen würde.

Viola beim Arrêt auf Silvanus Etoile

Beim Reiten ging es am 2. Tag nun schon eher um die Übergänge von niedrigen Gangarten zur höheren oder umgekehrt. Dabei achtete Andrea sehr auf

die Einwirkungen des richtigen Sitzes, nämlich im Schwerpunkt des Sattels und ließ so manchen Reiter auch mal ohne Bügel reiten, damit er besser zum Sitzen in der Mittelpositur kam und nicht im Spaltsitz ritt. Denn nur mit einem korrekten Sitz können die Gewichts und Schenkelhilfen optimal gegeben werden.

 

Neu für viele der TN ist beim Galopp die einseitige Gewichtshilfe nach außen, weil in der konventionellen Reitweise genau das Gegenteil gelehrt wird. Aber das Pferd muss die innere Schulter für den Galoppsprung weiter nach vorne bringen, wie Andrea erklärte. Würde der Reiter jetzt auf der inneren Vorhand vermehrt einsitzen, blockiert er den Sprung. Dieses kann man selber mit einem Gewicht in der Hand, z.B. mit einem Koffer ausprobieren. Jeder wird merken, dass man besser das innere Bein nach vorne bringen kann, wenn man auf einer Kreislinie läuft, wenn das Gewicht dazu in der gegenüberliegenden Hand gehalten wird.

 

Larissa mit Silvanus Rachel im Übergang vom Schritt zum Trab.

Beim Anreiten geht der Reiter aus dem Becken nach vorne, gibt mit den Schenkeln einen Impuls und lässt die Vorwärtsbewegung des Pferdes zu. Das Pferd spannt dabei mit dem Vorgehen der Nase und des Mauls den Zügel an. Der Schenkelimpuls kann aussetzten, wenn das Pferd weiterhin fleißig im Takt geht und wird nur wieder aktiv, wenn das Pferd langsamer wird.

Jana mit Adelheid´s Carrie in Dehnungshaltung auf gebogener Linie.

 

 

 

 

 

 

 

Am Sonntag sind abends alle Collagen fertig und ein sehr lehrreicher Kurs beendet.