Bericht zum Lehrgang zur Weiterbildung in der Légèreté am 05.04.2013 mit Andrea Walz

Von Larissa Lenz und Gabriele Sobotta

Am letzten Freitag in den hessischen Osterferien 2013 am 05.04.2013, fand wieder ein  Dressurlehrgang der École de Légèreté durch die liz. Ausbilderin Andrea Walz mit 8 Reitern des Vereins und mehreren Zuschauern  auf dem Weidenhof statt.

Da der Reit-Platz endlich nach dem langen Winter abgetrocknet war, konnten  die Reitstunden, welche jeweils 45 Minuten dauerten, draußen stattfinden.
Zu Beginn startete eine Reitschülerin mit Silvanus Rachel ihre Reitstunde wie gewohnt  im Schritt mit vielen Ab- kau-und Biegeübungen. Dabei sollte die Reiterin die Hände sehr breit halten, um den noch sehr wenig bemuskelten Hals der jungen Cob Stute besser fixieren zu können. Da die Reiterin leichte Schwierigkeiten bei der parallelen Handverschiebung beim Reiten in Konterstellung hatte, forderte Andrea sie auf, die Gerte zwischen den Händen zu tragen und so die Hände, ohne den Zügel nachfassen zu müssen, jeweils von einer zu anderen Seite zu schieben. Im Trab hatte Rachel auf der li. Hand noch einige Probleme sich richtig zu biegen, ohne aus der Balance zu kommen und sich dabei auf den Zügel zu stützen. Hier muss man, wie Andrea meinte, sofort ein Demi Arret einsetzen, damit sie wieder den Kopf anhebt und sich selber trägt und nicht auf der Vorhand läuft. Das Schulterherein im Schritt klappte für einige Schritte schon sehr gut, aber die Reiterin sollte noch  korrekter sitzen, also in Bewegungsrichtung, ohne in der Hüfte einzuknicken und vor allem in dieselbe Richtung dabei schauen, wie das Pferd.
Bei der nächsten Reiterin mit Wallis, hat Andrea  festgestellt, dass Wallis sich gegen das Reithalfter wehrte und deshalb wohl häufig mit dem Kopf nach oben schlug oder sich im Genick verkantete, so dass sie es entfernte. Mit dieser Reiterin, die einige Blockaden im Nacken-Schulterbereich hatte und deshalb häufig sehr verdreht sitzt, machte Andrea sehr interessante Sitzübungen und progressive  Muskelentspannung, so dass die Reiterin anschließend viel lockerer in der Bewegungen, vor allem im Galopp auf Wallis sitzen konnte.
Zwischendurch konnte man belegten Brötchen, von Michael Sobotta zubereitet, genießen  und einen warmen Kaffee oder Tee trinken, der einen dann wieder auftauen ließ,  denn es war doch ziemlich kalt.
Der Reiterin von Gwenllan Carys zeigte Andrea, wie man ein Pferd nach der Lösungsphase  im Genick runden kann. Dazu lässt man die eine Zügelfaust stehen und „knetet“ mit den Fingern leicht, die andere Hand wird, mit den Fingernägeln nach oben angehoben und leicht zu Seite gedreht, dann immer wieder nachgefasst, so dass das Pferd sich auf dieser Seite stellen oder sogar etwas biegen muss, es sollte gut dabei kauen und schlucken und schließlich nachgeben und sich im Genick runden. Das Genick muss dabei immer der höchste Punkt sein! Wichtig ist, so erklärte Andrea, dass die Hände sinken, sobald das Pferd sich selber trägt und im Genick gerundet hat und man dann nicht mit zu hohen Händen das Pferd in dieser Haltung wieder stört. Die Hände sollten immer nur etwas höher als die Maulwinkel sein.
Vor der Mittagspause war noch Silvanus Etoile mit ihrer Reiterin dran. Etoile ist oft etwas unsicher und erschreckt sich dadurch häufig aus geringstem Anlass. So auch hier in der Reitstunde, als plötzlich etwas Wind aufkam. Die Reiterin hat das aber gut gemeistert und Andrea gab ihr den Tipp, konsequent weiter zu arbeiten und aufrecht sitzen zu bleiben und nicht jedes Mal in den Entlastungssitz zu gehen, wenn die Stute davon stürmen will. Wichtig in solchen Situationen ist auch, dass der Reiter sich in der Bewegung mit dem Pferd mit dreht, wenn er z.B. auf dem Zirkel ist und  genau dort hinschaut, wo er hin reitet, weil das Pferd dann nicht so schnell in eine andere Richtung rennen kann. Den verwahrenden Schenkel sollte man hier nur sehr dezent einsetzen, weil die Pferde das missverstehen und durch den Druck des Schenkels eher noch mehr davon eilen, weil Schenkel eben Vorwärts bedeutet. Später war die Stute dann wieder sehr triebig und die Reiterin musste vermehrt die Gerte einsetzen, damit die Stute fleißig vorwärts geht. Durch Schritt-Galopp-Übergänge wurde die Stute dann doch durchlässiger und wieder fleißiger. Andrea korrigierte bei der Reiterin  noch die Fußstellung im Steigbügel, da es sehr wichtig für einen entspannten Wadenmuskel ist, dass der Fuß nur mit dem breitesten teil, dem Ballen im Steigbügel aufgenommen wird.
Zum Mittagessen gab es Reis mit überbackenen Auberginen, von Michael zubereitet, die allen sehr gut schmeckte. Anschließend gab es noch für alle  ein Eis zum Nachtisch.
Das Thema  der Theorie war: Zügelhilfen, Anlehnung = Kontakt, halbe Parade = Demi Arret, Aktion/Reaktion.
Dieses Thema hat Andrea Walz mit Hilfe von grafischer Darstellung veranschaulicht und erklärt. Zuerst hat sie uns Zügelhilfen allgemein nochmal wiederholt und uns erklärt, wie scharf man teilweise, wenn man hektisch an den Zügeln zieht, im Maul des Pferds einwirkt. Zudem hat sie noch Tipps gegeben, wie man sein Pferd wieder durch Zügelhilfen beruhigen kann. Dies macht man mit dem sogenannten „Zügelstreichen“, dazu streicht man mit der Hand an den Zügeln lang, das beruhigt das Pferd nämlich.
Für mich persönlich war es sehr interessant, wie man die Zügel richtig aufnimmt. Ich habe sie vorher nämlich einfach immer gleich in die Richtige Position gebracht. Andrea meinte dazu aber, dass man erst ca. eine Handlänge mit der ausgestreckten Hand am Zügel langfährt und dann erst seine Hand senkrecht aufstellt, damit das dem Pferd nicht im Maul wehtut. Zur Erklärung haben dann noch Gebisse mit Zügel geholfen, wobei  jeder Teilnehmer selbst ausprobieren konnte, wie sich ein Heftiger Ruck oder aber ein sanftes anheben der Zügel für ein Pferdemaul anfühlt. Das fanden alle sehr interessant und lehrreich.
Nicht ganz einfach ist das Demi Arret, also eine Art halbe Parade, die mit einer kurzen, lebhaften Aufwärtsbewegung, mit nach oben zeigenden Fingernägeln,  nach oben in Richtung Maulwinkel gegeben werden, bei der man aber auch sofort wieder die Hand senken muss, wenn das Pferd die Hilfe angenommen hat. Wichtiger Unterschied zu der „Halben Parade“ z.B. nach den Richtlinien der FN, dass die Schenkel nicht treiben, sondern passiv am Pferdeleib bleiben, also:“ Hand ohne Bein und Bein ohne Hand“, wie es der Rittmeister Baucher schon beschrieben hat, denn sonst fällt des Pferd wieder nach vorne auf die Vorhand.
Um das Pferd, dass den  Zügelkontakt noch nicht richtig annehmen will,  in die Dehnung zu schicken, spannt man den Zügel nach oben hin etwas an, so dass das Pferd leichten Druck auf den Lefzen spürt und der Kaureflex ausgelöst wird und das Pferd langsam mit dem kauenden Maul nach vorne geht, dabei muss die Nase vorne sein und darf sich nie einrollen. Dabei geht der Reiter mit der Hand, immer mit stetigem Kontakt am Pferdemaul in diese Richtung nach vorne mit. Diesen Vorgang nennt man: Aktion-Reaktion. Man kann ein Pferd aber auch aus der Biegung, mit der seitlich öffnenden Hand in die Dehnung schicken und es dabei auf einer gebogenen Linie herraus kauen lassen.
Nun ging es wieder mit den Reitstunden weiter, mit Silvanus Charity, die oft auf Stur schaltet und gar nicht ihren Unterkiefer mobilisieren und die Trense mit Kauen annehmen wollte.  Andrea Walz versuchte es selber vom Boden aus und ist auch kurz auf Charity geritten, um selber testen zu können, wo ran es liegt, dass sie sich nicht optimal biegen lässt und nur so wenig im Maul nachgibt. Sie versuchte sie auch im Genick zu beugen, aber da wehrte sich die Stute sehr gegen. Andrea stellte fest, wie es auch die Reiterin schon erklärte, dass sie sich noch nicht richtig selber tragen kann und immer wieder die Zügel als Stütze sucht. So muss man sie nun mit sehr breiter Zügelführung reiten, damit sie nie die Chance hat, sich auf die Vorhand zu legen. Auch das Ausschnauben nutzt die Stute jedes Mal sofort zum Herunterreißen der Zügel aus, was die Reiterin mit einem sofortigem Demi Arret unterbinden sollte. Die Biegungen in Konterstellungen und auch das Schulterherein klappten bei den beiden schon sehr gut, aber die Abstellung war teilweise noch zu groß. Gegen Ende kaute die Stute dann besser und war etwas gelöster.
Für den Hunger zwischendurch gab es noch Kuchen und heiße Getränke  und in Pferdedecken eingehüllt, konnten es die Zuschauer trotz der Kälte auch noch weiterhin am Rande des Reitplatzes aushalten.
Mit der 2. Wallis-Reiterin  hat Andrea  Galopp – Trab-Übergänge geübt, damit Wallis lernt, mehr Gewicht mit der Hinterhand aufzunehmen und die Reiterin das Demi Arret üben konnte. Außerdem zeigte sie der Reiterin ebenfalls Lockerungsübungen für ihren Nacken, da sie häufig den Kopf schief hält. Für das Schulterherein wollte die Reiterin noch einmal genau die Hilfen erklärt bekommen, da sie dieses noch nicht verstanden hatte. Andrea erklärte ihr, der Reiter sitzt immer mit seinem Gewicht in Bewegungsrichtung und nicht, wie es in den Richtlinien der FN beschrieben steht, immer  in die Richtung, in die das Pferd gestellt wird, weil das keinen Sinn macht und gegen die Bewegungslehre spricht. Das Pferd darf nur gestellt werden und der Reiter schaut in dieselbe Richtung wie das Pferd, auch die Schultern müssen vom Reiter und Pferd parallel verlaufen. Mit dem inneren Schenkel treibt der Reiter es vorwärts-seitwärts und der äußere Schenkel liegt verwahrend. Die Hände werden parallel in die Bewegungsrichtung geschoben, die Gewichtshilfe ist auf gerader Linie einseitig in Bewegungsrichtung. Mit einigen Hilfestellungen vom Boden aus durch Andrea, klappten dann auch die ersten Schritte.
Auch  Carys kam ein 2. Mal dran und Andrea zeigte dieser Reiterin, wie sie besser mit der Gerte, die manchmal etwas träge daher laufende Cob Stute zum fleißigerem Gehen auffordern könnte, ohne die Stute dabei gleichzeitig immer mit einem Ruck im Zügel wieder am Gehen zu hindern.  Carys zeigte später schon sehr schöne Ansetzte, sich im Genick  zu runden, aber auch hier forderte Andrea die Reiterin auf, schneller die Hand wieder zu senken.
Zum Schluss war dann noch die neu erworbene Adelheide´s Carrie mit Boden – und Handarbeit dran, was Gabriele mit ihr schon gut geübt hatte und wurde dann auch kurz  im Schritt und Trab von einer Fortgeschrittenen Reiterin  geritten. Andrea fand das schon sehr ordentlich, gab aber den Rat, die Stute nicht zu überfordern und nicht zu früh mit den Seitengängen zu beginnen, zuerst muss das Pferd lernen korrekt auf einer gebogenen Linie zu gehen und sich dabei zu biegen, ohne über die Schulter wegzulaufen.
Jeder Reiter erhielt am Ende noch einen Auswertungsbogen mit  Verbesserungsvorschläge und Übungen für die nächsten Reitstunden.
Alle meinten, dass es ein sehr schöner lehrreicher und informativer Tag war.