Randeck Queen

12.3.1988 bis 8.11.2011

 Ein Nachruf für Queen

Queeny mit Spleeny

Die kleine Welsh-Cob-Stute, (von Randeck Lester aus der Lockerr.Quibble) die eher wie ein Welsh-
C aussah, war damals zusammen mit Hungria Desiree, mein erstes Pferd überhaupt und ich hatte
sie genau 20 Jahre lang. Sie war weder ein Schau-Pony, noch eine Zuchtstute und auch kein
Turnierpferd, sie war 16 Jahre lang ein treues Schulpony, das nie krank war und bis zum Schluss
ihren Dienst getan hat. Queen war von Natur aus eher ängstlich, aber wenn sie in der zweiten
Reihe gehen durfte, konnte sie auch ganz schön loslegen. Sie war mein Lehrpferd, denn auch ich
hatte damals nur wenig Reiterfahrung, keine Ahnung von Welsh-Schauen oder Turnieren, aber mit
ihr habe ich alles das erste Mal durchgezogen, ohne Chancen auf Platzierung, sondern ganz nach
dem Motto: Hauptsache wir sind dabei!. So auch unsere erste Jagd, bei der wir beide, beim „Stell-
dich ein“ von den anderen Teilnehmern auf ihren Warmblütern sitzend von oben herab belächelt
wurden und uns die Kommentare wie:“ na ob die das durchsteht, und dann noch ohne Eisen?“
anhören mussten. Etwas eingeschüchtert ritten wir, als es los ging, erst einmal am Ende mit. Die
ersten Reiter-Pferdepaare mussten bald aufgeben, da sie im Wald bei matschigem Boden ihre Eisen
verloren. Queen arbeitete sich immer weiter nach vorne, bei jedem Galopp preschte sie an allen
anderen vorbei, ich hatte echt Angst, sie könnte noch den Master überholen, aber das versuchte
sie zum Glück nicht. Beim ersten Stopp fragten mich dann die ersten erstaunten Reiter, was das
denn für eine Rasse sei und wie viel Vollblutanteil sie wohl hätte. Zum Schluss wollten mir sogar 2
Mütter meine Queeny für deren Töchter abkaufen, weil sie so begeistert über die Energie und das
Galoppiervermögen dieser kleinen Ponystute waren.

In jungen Jahren hatte sie große Probleme mit ihrer Kniescheibe, die ihr ständig heraussprang
und ich bin heute noch Wilhelm Heinrich Hüggenberg dankbar, der mir damals den Rat gab, im
Schritt Hänge und Hügel hinauf zu reiten, damit sie mehr Muskeln aufbauen kann. So kamen wir
um eine teure OP herum und ab dem siebenten Lebensjahr hatte sie nie wieder ein Problem damit.
Ursprünglich wollte ich auch mit Queen mal züchten, aber sie zeigte nie eine Rosse und bei einer
Untersuchung wurde uns gesagt, dass sie wegen einer Uterusfehlbildung nie ein Fohlen austragen
könnte. Als dann aber der Welsh-Cob Wallach Ceres Comme-ci(gen. Perci), als Pensionspferd in
unseren Stall kam, war Queen über beide Ohren verliebt, nur ihre kleine Freundin, die Welsh A-
Stute Mabel passte damals mit 23 Jahren sehr gut auf, dass da auch nichts passiert und schob sich als
Anstands-Dame mit lautem Gequietsche immer zwischen die 2 Verliebten.

Als später bei uns immer mehr Welsh Ponys und Cobs im Weidenhof Einzug hielten und die
Kinder vom Dorf alle reiten wollten, ergab es sich so, dass ich mit Queen und Mabel, als meine
ersten. Schulpferde, eine Reitschule gründete. „Queeny mit Spleeny“, so wurde sie liebevoll von
den Reiterkindern hier auf dem Weidenhof genannt, wenn sie mal wieder für uns Menschen
nicht nachvollziehbare Geister und Gespenster im Gebüsch sah und aufgeregt dabei durch die
Nüstern schnaubte und am liebsten abheben wollte Aber das schlimmste für Queen waren Kühe,Regenschirme und Fotoapparate. Selbst wenn man lange mit ihr mit einem Schirm geübt hat, mankonnte dann sogar mit ihr und dem Schirm reiten, war der Schirm, der jetzt mit jemanden umdie Ecke kam, ja wieder was ganz anderes. Sie hatte auch einmal mehrere Monate eine Kuh als Nachbarin auf der Weide. Sie waren Freunde und standen Kopf an Kopf. Tauchten aber beim Ausritt
irgendwo andere Kühe auf, drehte sie sofort um und galoppierte so schnell sie konnte nach Hause,
da konnte sie auch keiner dran hindern. Die ganzen Panik -Attacken legten sich bei ihr aber mit der
Zeit, vor allem, wenn sie in der Gruppe mit anderen Pferden zusammen im Gelände war. Trotzdem
konnte man auch sehr gut mit ihr alleine ausreiten, was auch viele Jahre lang ihre Reitbeteiligung
Hannah G. fast jedes Wochenende mit ihr genoss. Dabei lief sie am besten die Wege, die sie nicht
so gut kannte, denn jede Veränderung in ihrer vertraute Umgebung war ihr schon nicht mehr so
geheuerlich, da brauchte nur mal ein Blatt andersherum am Baum hängen, sie erkannte das sofort.

Beim Reitunterricht in der Bahn mit totalen Einsteigern und kleineren Kindern hatte ihr sensibles
Wesen aber auch enorme Vorteile. So beobachtete ich mehrfach, dass sie die Reiter, die gerade
abzurutschen drohten, durch eine leichte Schulter- oder Kruppenhebung wieder in die richtige
Position brachte. Sie hörte exzellent auf meine Kommandos und spürte genau, wer vor dem
Galoppieren Angst hatte, dann machte sie aus Gehorsam nur 2 Galopp-Sprünge, damit der
Reiterschüler nur nicht abfiel und ich zufrieden war. Sie konnte auch sehr gut springen, aber nur mit
einem Reiter, dem sie wirklich vertraute, sonst blieb sie einfach stehen. Aber in den ganzen Jahren
hat sie etliche Kinder durch Führzügel- und Firstriddenklassen oder Einfache Reiterwettbewerbe
getragen. Sie hat Jährlich an den 3 Prüfungen auf dem Hof während der Reiterferien die Einsteiger
und Anfänger durch die Motivationsabzeichen gebracht und war im Herbst natürlich auch jedes
Mal beim Reitpass eines der begehrtesten Prüfungsponys. Natürlich lief sie auch bei allen anderen
Veranstaltungen des Vereins mit, wie z.B. beim St. Martinsumzug, Kindergeburtstagsreiten und
Pony-Kinderreiten bei diversen Märkten, Schulfesten oder auf der Kirmes. Mit 20 Jahren lernte sie
durch die Reitweisen Umstellung zur klassischen Reitkunst sogar noch einige Seitengänge, die sie mit
einigen 12 jährigen Reitschülern im Schritt sehr gut zeigte.

Warum sie in den letzten Jahren kaum noch Gras und Heu, sondern nur noch eingeweichte Heucobs
fressen konnte, wusste uns auch die Pferde-Zahnärztin nicht zu erklären, ob sie gar an einer Arthrose
im Kiefergelenk litt, was wohl sehr selten bei Pferden vorkommt?. Sie sah immer gut aus, war immer
fit, auch wenn sie immer durstig war und dementsprechend viel Wasser ließ und vor einigen Jahren
mal deutliche Muskelatrophie in der Hinterhand hatte, an ein Cushing wollte auch kein Tierarzt
glauben, da sie nie eine Hufrehe und auch kein gelocktes Fell hatte. Ich behandelte sie damals
homöopathisch und sie erholte sich wieder. So kam jetzt ganz unerwartet die Kolik, gegen die Queen,
trotz tapferen Kampfes mit einem enormen Lebenswillen, leider nach 3 Tagen verloren hat. Sie ging
über die Regenbogenbrücke zu den ewig grünen Weiden und alle die sie kannten, werden sie jeder
individuell in seinen Gedanken in Erinnerung behalten, denn sie war etwas ganz Besonderes: Unsere
Queen, Queeny, Queenibus oder eben Queeny mit Spleeny! Sie fehlt uns sehr, so ein Schulpony kann
man nicht so einfach ersetzen und ich hätte ihr gerne noch ein paar schöne Jahre gegönnt.

Gabriele Sobotta