Rückblick über den Dressurlehrgang der Légèreté mit Andrea Walz

Lehrgang zur Weiterbildung in der Légèreté am 27.04.2014

Von Larissa Lenz und Gabriele Sobotta

Am letzten Sonntag in den hessischen Osterferien fand am 27.04.2014 wieder ein  Dressurlehrgang der École de Légèreté durch die liz. Ausbilderin Andrea Walz mit 9 Teilnehmern,  und mehreren Zuschauern auf dem Weidenhof statt. Da der Reitplatz leider durch den starken Regen der vergangenen Nacht zu nass war, mussten die Reitstunden, welche jeweils 45 Minuten dauerten, in der kleinen Halle stattfinden.

Die erste Teilnehmerin des Lehrgangs kam mit ihrer eigenen Warmblutstute Qimba und wollte mit dieser die Abkau- und Biegeübungen, sowie Handarbeit im Schritt erlernen. Da Qimba erst vor kurzem von der Teilnehmerin gekauft wurde, fiel ihr diese Arbeit noch etwas schwer, was sich aber im Verlauf der Unterrichtseinheit  verbesserte.  Andrea Walz hat die Handarbeit zum Vorführen erst einmal selbst übernommen und dann der Teilnehmerin genau erklärt und gezeigt, auf was sie beim Ausführen dieser Übungen bei der Stute achten muss. Auch wenn man Vieles durch Zuschauen schon gesehen hat, ist es jedes Mal ein großer Unterschied, wenn man es dann in der Praxis am Pferd durchführen will und jeder Handgriff und die Zügelführung richtig sitzen sollte.

Die nächste Teilnehmerin nahm mit ihrer eigenen Island-Stute Bilding teil und zeigte Andrea zunächst die Abkau-und Biegeübungen und schließlich  was sie  im Schritt und Trab während ihres Trainings zu Hause mit der Stute reitet. Bei Bilding muss die Reiterin weiterhin noch an deren Balance arbeiten, da sie teilweise im Takt nicht ganz klar geht, was aber evtl. auch auf eine länger zurückliegende Verletzung an der Hinterhand liegen könnte. Bilding sollte vermehrt Schulterherein auf dem Zirkel geritten werden, damit sie mehr mit der Hinterhand untertreten muss.

Als nächstes war eine Reitschülerin  auf der Welsh-Cob Stute Gwenllan Carys dran. Auch sie ritt erst einmal so, wie sie es in einer wöchentlichen Reitstunde unter der Trainerin Gabriele Sobotta  gewöhnt war.  Andrea verbesserte   die Reiterin im Sitz und korrigierte damit auch die richtige Abstellung und Biegung der Stute  Carys am Schulterherein und Konter-Schulterherein im Schritt. Da Carys nun auch schon seit ein paar Jahren in der Reitweise der Légèreté geritten wird, klappte das mit der Reiterin auch recht gut,  auch  an der Genick-Beugung wurde gearbeitet, was Carys  ebenfalls  sehr gut annahm.

Nun gab es für alle Teilnehmer und Zuschauer eine Kaffee-Pause, in der es  Kaffee, Tee und Wasser gab, sowie belegte Brötchen, von Michael liebevoll  zubereitet.

Nach der Pause waren 2 Teilnehmerinnen( Mutter u. Tochter) mit ihren Welsh-Mountain Wallachen Three-B Harlequin und Moorweg’s Sunny aus Groß-Umstadt dran. Zuerst wurde Three-B Harlequin mit seiner Besitzerin  Maike unterrichtet. Sie machte mit diesem wieder viel Handarbeit und lernte von Andrea, wie sie mit ihm das Travers vom Boden aus üben kann. Da dies alles soweit gut klappte, ritt sie mit ihm nun im Schritt viele Wendungen und diese auch  in Konterstellung, da der Wallach etwas übereilt lief und er durch die Konterstellung  in seinem Tempo gebremst wurde. An dem Tempo muss die Besitzerin aber noch arbeiten, damit es stetig ausbalanciert und ruhig bleibt.

Nun durfte die Tochter  Philippa  auf Sunny ihre Unterrichtsstunde absolvieren. Sie lernte mit ihrem Wallach zunächst die grundlegenden Hilfen und die entsprechende Handhaltung in der Zügelführung, da sie zuvor  noch wenig Erfahrung mit der Reitweise der Légèreté hatte. Die Reiterin verstand  aber  die Prinzipien relativ schnell und nun sollte sie dies beim weiteren Reiten mit  ihrem Pony noch besser umsetzen und in verschiedenen gebogenen Linien beim Reiten  durch die Bahn  festigen.

Der Regen hatte  zur Mittagspause nun endlich aufgehört und die Zuschauer und Teilnehmer konnten trockenen Fußes vom Stall in das Reiterstübchen gehen. Hier gab es nun von Michael selbstgemachte Pizza mit einem Salat-Buffet, als Nachtisch überraschte Michael  alle noch mit einem leckeren, selbstgemachten Tiramisu. Ein dickes Lob für den Koch, das Essen kam wie immer sehr gut an!

Gut gesättigt, konnte die Theorie-Einheit im Reiterstübchen beginnen. Das Thema dieser  Theorie-Einheit war „ Welche Hals und Kopf-Position braucht mein Pferd?“ Andrea erklärte dazu, dass es wichtig ist, zu erkennen, was das Pferd von Natur aus für einen Hals mitbringt, denn der Hals ist die Balancierstange des Pferdes. Es gibt je nach Rasse unterschiedliche Hälse und sie zeigte dazu Fotos und Gemälde verschiedenster Pferdetypen mit ganz unterschiedlichen Halslängen und –Breiten und auch der Halsansatz spielt schon eine große Rolle. Der Rittmeister Baucher hat damals im 18. Jahrhundert schon erkannt, dass der Hals einerseits sehr biegsam beim Pferd ist, andererseits aber auch sehr anfällig für Verspannungen, die dann im ganzen Pferd zu Blockaden führen und partiell gedehnt werden müssen, vor allem noch im Halten, vor dem Reiten. Somit könnte man sagen, dass er der erste Pferde-Osteopath war.

Es gibt natürlich angeborenen Fehlbildungen, wie den Hirschhals, der aber auch durch falsches Reiten entstehen kann, darüber entstand dann eine interessante Diskussion. Wichtig, so Andrea Walz, ist, dass der Reiter erkennt, ob das Pferd sich auf den Zügel abstützt, um sich aus zu balancieren, denn das sollte er nie zulassen, sondern sofort mit einem Demi ârret reagieren, damit es sich selber trägt. Bei Pferden,  die den Hals sehr hoch tragen und sich so über den Zügel legen, muss der Reiter versuchen es durch Biegungen im Hals, am besten auf gebogenen Linien,  wieder in die Tiefe zu bekommen, aber niemals mit dem Zügel nach unten auf die Lade drücken und die empfindliche Zunge quetschen. Durch  Aktion-Reaktion kann man dann auch das Pferd dazu bringen, sich in die Dehnung auf einer Geraden  an den Zügel zu strecken. Dieses ist aber eine nicht ganz so leichte Aufgabe für das Pferd, denn es muss die Spannung vom Maul in einem Bogen bis in die Hinterhand beibehalten und sich selber tragen. Da das Pferd dabei immer mehr Last auf der Vorhand hat, sollte man es nicht zu lange in der Dehnung gehen lassen. Junge Pferde halten das oft nur kurze Zeit aus. Bevor das Pferd ermüdet,( z.B. auch  davon eilt) sollte es lieber zu einer Pause angehalten werden und sich im Halten dehnen dürfen.

Pferde, die sich hinter die Senkrechte der Nasenstirnlinie verkriechen sollte der Reiter auch sofort durch ein Demi ârret auffordern, den Kopf wieder anzuheben, auch wenn es nur für kurze Zeit ist, läuft das Pferd dabei auf der Vorhand, was auf Dauer schädlich ist. Natürlich ist das noch nicht so gravierend, wie die Rollkur, aber man sollte schon den Anfang im Keime ersticken.

Nach der Theorie  ritt wieder eine Reitschülerin vom  Weidenhof auf der Welsh-Cob Stute Adelheide’s Carrie. Carrie ist erst seit 1 ½ Jahren unter dem Sattel und wurde gleich nach dieser Reitweise ausgebildet,  durch ihre extreme Schiefe nach links aber  immer noch etwas unausbalanciert und teilweise unsicher. Sie lief im Schritt deutlich übereilt, was die Reiterin durch vieles Reiten in Konterstellung mindern sollte, aber nicht so ganz zur Zufriedenheit von Andrea hinbekam, deshalb wollte Andrea gerne mal selbst auf Carrie reiten, um dies besser einschätzen zu können. Auch sie ritt mit ihr  viel in Konterstellung, lies sie aber anschließend  auf dem Zirkel viel übertreten und im Schulterherein gehen. Dies übte die Reitschülerin  anschließend auch mit Carrie, was nun auch etwas besser klappte,  doch tendenziell immer  noch in einem  zu schnellen Tempo. Im Trab zeigte die Stute dann aber einen  schönen Takt. Aus diesem Grund soll die Reiterin mit der Stute nun vermehrt im Trab reiten und im Schritt auf ein langsames ausbalanciertes Tempo achten.

Nun wurde die Welsh-Cob Stute Silvanus Etoile von ihrer Reitbeteiligung im Unterricht vorgestellt. Sie lief in allen 3 Gangarten schön im Takt und im Schritt übte die Reiterin mit ihr viel Schulterherein, wobei die Stute sehr oft von sich aus schon ein „gerundetes Genick“ anbot. Die Reiterin muss mit der Stute weiterhin am Schulterherein arbeiten und mehr darauf achten, dass sie der Stute das gerundete Genick gewährt und ihr vertraut, dass sie sich nicht einrollt, was die Reiterin nämlich bisher immer dachte und sie oftmals wieder „hochholte“.

Als nächstes kam Frau Sobotta mit ihrer Welsh-Cob Stute Silvanus Charity. Sie arbeitete  mit dieser zunächst  an der Hand, um sie so zu lösen und  Andrea korrigierte teilweise ihre Körperhaltung oder die Zügelführung,  das Tempo oder die Abstellung. Im Schritt zeigten die beiden einige Seitengänge, das Schulterherein klappte recht gut, aber sie sollte auf die Stellung im Genick achten und  die Lektion besser vorbereiten und die Stute nicht damit überfallen. Wegen der linksseitigen Schulterverspannungen vor allem  auch im Arm, riet Andrea der Reiterin Lockerungsübungen nach Feldernkrais zu machen. Beim Reiten war die Stute anfangs immer noch sehr spannig und nervös, erst  nach dem Abtraben wurde die Stute etwas lockerer und lag nicht mehr so stark auf dem linken Zügel, den die Reiterin immer wieder seitlich mehr öffnen sollte, damit sie sich nicht darauf stützen kann, gleichzeitig muss natürlich immer wieder das Demi ârret kommen. Positiv war, dass die Stute nicht mehr wie früher mit dem Kopf nach unten stieß oder sich nach oben versuchte herauszuheben, auch der Schritt war im Gegensatz zu den früheren Einheiten wesentlich ruhiger vom Tempo.

Zum Schluss ritt eine Tochter noch die Warmblutstute ihrer Mutter. Qimba  hatte am Morgen bereits durch Handarbeit die Halle kennen gelernt. Da die Halle etwas kleiner ist, musste die Stute sich hier auch erst einmal eingewöhnen,  so wollte die Reiterin im Schritt zeigen, was die Stute schon beherrschte.  Andrea stellte jedoch fest, dass die Stute eine sehr ausgeprägte, ungleichmäßige Schritt-Nick-Bewegung hat und auch teilweise im Takt unklar ging, was evtl. eine Zügellahmheit sein könnte, aber auch an dem zu engen Sattel oder einem Beckenschiefstand liegen könnte. Nach einigen Flexionierungen und besseren Zügelkontakt besserte sich der Takt und die Reiterin konnte sogar mit der Stute in der kleinen Halle einige Runden traben. Das Schulterherein fiel der Stute auch im Schritt noch sehr schwer, vor allem auf der Zirkellinie, weil sie hier die Hinterhand noch mehr untertreten muss.

 

Alles in allem fanden die Teilnehmer und Zuschauer den Lehrgang wieder sehr gelungen und vor allem haben wieder alle viel gelernt und „mitgenommen“. Auch Andrea freute sich, weil bei allen Ponys und den regelmäßigen Teilnehmern gute Fortschritte zu erkennen waren. So freut man sich schon auf den nächsten Kurs am 20.07.2014, in dem es dann vorwiegend  um  die Möglichkeiten des Reiters gehen wird, wie er sein Pferd in die Balance bekommen kann.